Am 5. September 1886 schrieb ein auf der Textseite nur mit den Initialen zeichnender Absender eine Postkarte an den „Herrn Premierlieutenant Raths ‐ Niederschles. Fuß‐Artillerie‐Regiment No. 5, Schießplatz b. Glogau (Schlesien). Der Mitteilungstext enthält nichts Militärisches, sondern ist privater Natur. 

Die Postkarte zeigt als Ankunftsstempel einen dreizeiligen Rahmenstempel 

„ARTILL.‐SCHIESSPLATZ/ BEI GLOGAU/ 6 9 86 * 10‐11V.“ 

 Es hat einige Mühe gekostet, etwas über diesen Schießplatz herauszufinden. Bei den Stichworten „Glogau“ oder „Artillerieschießplatz“ versagen sämtliche Verzeichnisse mit Postorten des Deutschen Reiches. Erst eine Suche in militärgeschichtlichen Unterlagen brachte einige Erkenntnisse und letztlich auch die Grundlage für den Stempel: 

Das Fußartillerieregiment gehörte zum V. Armeekorps Posen und innerhalb dessen zur 1. Fuß‐Artillerie‐Brigade, für welche durch „Allerhöchste Kabinetts‐Order“ vom 16.3.1865 eine Erweiterung der Festung Glogau angeordnet und zum 1.10.1865 ein Regimentsstab eingerichtet wurde. Das Regiment Nr. 5 dieser Brigade hieß bis 1872 „Niederschlesisches 

Festungs‐Artillerie Regiment Nr. 5″ und ab 18.7.1872 „Niederschlesisches Fussartillerie Regiment Nr. 5″. 

Der Artillerieschießplatz lag in bzw. bei Lerchenberg im Landkreis Glogau nicht weit von der Stadt Glogau entfernt, und es fanden dort in den Sommermonaten Schießübungen statt. Der Ort Lerchenberg wurde später zum 1. Juli 1931 in die Stadt Glogau eingegliedert. 

Der Postverkehr des Schießplatzes muss umfangreich gewesen sein, denn im Sommer 1880 richtete die Reichspostverwaltung dort eine Zweigstelle des Postamtes Glogau 1 ein, welche den gezeigten Stempel bekam und in den Verzeichnissen als „Lerchenberg (Artillerie‐Schießplatz)“ verzeichnet ist. In den dem Postamtsblatt No. 38 vom 19. Juli 1880 anhängenden Nachrichten ist dazu folgendes vermerkt: 

Manfred Wiegand, Göttingen 
E‐Mail: wiegand.manfred@web.de