„Am 1. Januar 1875 werden im Reichs-Telegraphen-Gebiete neue, auf die Reichsmark-Währung lautende Telegraphen-Freimarken zu den Werthbeträgen von 3, 5, 10, 25, 40, 50 u. 80 Pfennigen, sowie von 1, 2, und 3 Mark eingeführt.
Der Verkauf dieser neuen Telegraphen-Freimarken beginnt bei den Reichs-Telegraphen-Stationen am 1sten Januar 1875 und können von diesem Tage ab die bisherigen Telegraphen-Freimarken seitens der Correspondenten zur Frankierung der Depeschen nicht mehr benutzt werden.
Dem Publikum soll jedoch gestattet sein; die nach Ablauf dieses Jahres noch in seinen Händen befindlichen bisherigen Telegraphen-Freimarken vom
1. Januar bis incl. Februar 1875 gegen neue Freimarken umzutauschen, wobei eine der bisherigen Marken
zu 6 Pf. gleich einer neuen Marke zu 5 Pf.,
= 1 ¼ Gr. = je = = = 10 Pf. u. zu 3 Pf.,
= 2 ½ Gr. gleich = = = = 25 Pf.,
= 4 Gr. = = = = = 40 Pf.,
= 5 Gr. = = = = = 50 Pf.,
= 8 Gr. = = = = = 80 Pf.,
= 10 Gr. = = = = = 1 Mark,
= 30 Gr. = = = = = 3 Mark
zu rechnen ist.
Eine Einlösung der bisherigen Marken gegen Baarzahlung findet nicht statt.
Berlin, den 12 December 1874.
Kaiserl. Gerneral-Direction der Telegraphen.“
So der Wortlaut des Amtsblattes zur Ankündigung der neuen Telegrafenmarken aus dem Dezember 1874. Die Marken erschienen im gleichen Muster wie die vorhergehende Serie in Groschenwährung. Eine Rosettenzeichnung mit der Inschrift „TELEGRAPHIE DES DEUTSCHEN REICHES“ in blauem Buchdruck auf weißem Papier im Format der üblichen Freimarkenserien. Wie auch schon bei den Telegrafenmarken des Norddeutschen Bundes und der Groschenausgabe der Deutschen Reichs-Telegraphie wurden die Wertziffern und die Wertbezeichnungen in schwarz aufgedruckt. Die Markwerte wurden in rot bedruckt. Die blaue Farbe des Markendruckes ist sehr empfindlich. Sie verblasst stark und ist extrem wasserempfindlich, so dass sich unter den jetzt noch vorkommenden Beständen gewaltig unterschiedliche Farb-Erscheinungen vorkommen. Gebrauchte Marken kommen in erster Linie mit verschiedenfarbigen Tintenstrichen, der sogenannten „Telegrafischen Entwertung“ vor. Wie auch die Preisspalte im Michel-Spezialkatalog wiedergibt, sind mit Poststempel entwertete Stücke deutlich seltener.
Auffällig ist, dass poststempelentwertete Stücke ausschließlich aus dem Norddeutschen Raum (Schleswig-Holstein, Mecklenburg) vorkommen. Obwohl etwas vernachlässigt ist dies ein ebenso spannendes Sammelgebiet wie beispielsweise die gleichzeitig erschienenen Pfennige-Marken, bei dem es auch einiges zu entdecken und noch vieles zu erforschen gibt.
So kann man zum Beispiel auch deutlich verbreiterte Marken finden. Postfrische Eckrandstücke, wie das hier rechts gezeigte, sind sehr selten.
Zum Abschluß möchte ich noch eine Marke der Groschenserie von 1872 zeigen, die entgegen der Vorschrift noch spät im Jahr 1875 aufgebraucht wurde. Entwertet ist sie mit einem Einkreisstempel aus AHRENSBÖCK, einer schleswig-holsteinischen Postanstalt.
Dirk Schmietendorf