Auf Einschreiben nach England ist in der Regel ein stehendes Kreuz mit Blaustift aufgezeichnet. Manchmal fehlt das Kreuz jedoch. Was hat es damit auf sich?

Ein Einschreibverfahren für Briefe wurde 1841 in Großbritannien eingeführt. Die registrierten Briefe mussten in ein großes grünes Papierblatt eingewickelt werden. Das grüne Blatt war an das Postamt des Ortes gerichtet, in dem der Empfänger lebte. Es wurde dann als Quittung verwendet und nach der Aushändigung des Briefes an den Absender zurückgesandt. Am 1. Juli 1858 wurde das grüne Blatt durch ein grünes Seidenband und kurz darauf durch ein grünes Leinenband ersetzt, welche kreuzweise um den Umschlag geschnürt wurden. 1870 wurde aus dem Band eine grüne Schnur.

Im Jahre 1878 wurden in Großbritannien Ganzsachenregistrierungsumschläge eingeführt. Diese bestanden aus besonders festem Papier, meist mit Leineneinlage. Ihnen war das Band nun symbolisch aufgedruckt, nun aber in blauer Farbe. Die blau gekreuzten Linien sind in Großbritannien bis heute auf eingeschriebenen Briefen erhalten.

Einschreibebriefe, die vom Ausland eingingen, hatten dieses blaue Kreuz nicht. Zur Kennzeichnung, dass es sich um einen „registered letter“ handelte, wurde es ihnen ab 1878 handschriftlich aufgezeichnet.

Beim folgenden Brief ist das Kreuz nicht ganz durchgezogen, sondern nur mehr oder weniger angedeutet. Das reichte aber aus. Dieses Einschreiben vom 27.11.1890 zeigt eine außergewöhnliche Mischfrankatur der Ausgaben PFENNIG und KRONE/ADLER. Gelbe 25-Pf.-Marken mit niedrigen Nominalen der Ausgabe PFENNIG – hier mit der 10er – sind ohnehin kaum registriert. Bei einem Wechsel von Briefmarkenserien waren in aller Regel von den hohen Nominalen der alten Serie noch größere Bestände vorhanden, weil diese weniger benötigt wurden. Das galt insbesondere für die 25-Pf.-Marken. Hierfür wurde der Begriff „Verwendungsverschleppung“ geprägt. Man findet also bei entsprechenden Mischfrankaturen den hohen Wert der alten Serie und die niedrige Nominale der neuen Ausgabe. Das wären hier die braune 25-PFENNIG-Marke und die 10-Pf.-Krone/Adler-Marke gewesen. Aber nicht nur die vorliegende Kombination 25 Pf. gelb und 10 PFENNIG ist rar, sondern es handelt es sich bei der 10-Pf.-Marke um eine Mi.-Nr. 41a „rosarot“, welche schon ab Mitte 1886 vom Farbton „hellrot, rot“ abgelöst worden war. Sie wurde also erst mehr als vier Jahre nach ihrem Auslaufen „aufgebraucht“. Bei der 25-Pf.-Marke liegt obendrein ein Exemplar des Farbtons „goldgelb“, Mi.-Nr. 49aa, vor. Es ist keine weitere Kombination dieser Art bekannt.

Wenn man einen Einschreibebrief nach England vorliegen hat, der das blaue Kreuz nicht aufweist, so ist es einer vor dem Jahre 1878, als die Umschläge noch mit einer Schnur versehen wurden. Allerdings gab es schon die ovalen REGISTERED-Stempel, die auch auf die Eigenschaft als Einschreiben hinwiesen.

Manfred Wiegand wiegand.manfred@web.de