Ein Paket an Ihre Majestät die Kaiserin

Zuerst einmal die schlechte Nachricht: Leider kann heute nicht mehr festgestellt werden, was in dem Paket an die Kaiserin enthalten war oder wer der Absender war. Die gute Nachricht ist, dass uns mit der abgebildeten Paketkarte ein postgeschichtlich interessanter Beleg erhalten geblieben ist.

Beginnen möchte ich mit dem Hinweis, dass der Absender bei der Aufgabe in Braunschweig das Bestellgeld vorausbezahlt hat.  Neben dem handschriftlichen Vermerk „frei einschl. Bestellgeld“ hat der Postbeamte auf der Vorderseite einen Rahmenstempel   „Pf. Bestellgeld bezahlt“ abgeschlagen, den er handschriftlich mit der blauen Taxe „15“ ergänzte, denn für Berlin galt beim Bestellgeld ein besonderer Satz:
15 Pfennig für ein gewöhnliches Paket bis 5 Kilo.

Die dazu benötigten Marken sind auf der Rückseite verklebt.

Jedoch hielt sich die Kaiserin bei der Ankunft des Paketes beim Kabinetts-Postamts nicht mehr in Berlin, sondern im Neuen Palais bei Wildpark auf,
das nahe Berlin liegt. Daher wurde das Paket weitergesandt, und bereits eine Stunde später war die Sendung in Wildpark angelangt. Dort  wurde vom Kammerdiener Ihrer Majestät  in Empfang genommen.

Die Nachsendung, die bei Paketen normalerweise gebührenpflichtig war, wurde ohne jede Nachtaxierung vorgenommen, denn der Kaiserin stand die Porto- und Gebührenfreiheit zu. Der Versand sowohl des Paketes als auch der Paketkarte wurde vorschriftsmäßig mit der schnelleren Briefpost vorgenommen, um jede Verzögerung zu vermeiden, wie der rote Vermerk „mit  Briefpost“  auf der Vorderseite beweist.

Schade, dass so wenige Inlandspaketkarten erhalten geblieben sind.

Ralf Graber