In Blau sind Retourverschlussmarken mit kleinem oder großem Brustschild aus jeder OPD bekannt. Im jeweiligen Oberpostamt dienten sie zum Verschluss von Retourbriefen, die zur Ermittlung des Absenders geöffnet werden mussten. Aus einigen – nicht allen – OPDn sind zudem schwarze Verschlussoblaten bekannt, deren Verwendung laut Gerhard Weileder (Handbuch Retourverschlußmarken, München: Selbstverlag 1993) in Zeiten der Staats- oder Landestrauer angeordnet werden konnte.

Schwarze Verschlussoblaten sollten demnach jeweils für vier Wochen als sichtbares Zeichen der Anteilnahme verwendet werden. Belegt ist dies für das Jahr 1888 aus Anlass des Todes der Kaiser Wilhelm I. († 9. März 1888) und Friedrich III. († 15. Juni 1888) sowie für die Jahre 1890 und 1901, als die Kaiserinnen Augusta [Wilhelm I.] († 7. Januar 1890) und Viktoria [Friedrich III.] († 5. August 1901) starben.

Vorgestellt wird im Folgenden ein Beleg aus Juni 1888, der rückseitig eine schwarze Retourverschlussmarke der OPD Düsseldorf trägt. Es handelt sich hierbei um einen Ganzsachenumschlag im B-Format, der am 22. Juni 1888 in Düsseldorf mit einem K1-Stempel entwertet wurde. Adressiert ist der Umschlag an einen Herrn Udo Hasenbalg, in Derendorf, Münsterstrasse 10. Wie sich aus dem vorderseitig in Blau angebrachten Vermerk „zurück 25/6“ und der durchgestrichenen Orts- als auch der Straßenangabe ergibt, war eine Zustellung der Sendung nicht möglich.

Wendet man den Beleg, wird auf der Rückseite der Grund für den vorderseitig angebrachten Zurückvermerk ersichtlich. Dort ist in schwarzer Tinte ein zweizeiliger Vermerk zu lesen: „Münsterstrasse 10 nicht bekannt auch sonst / In Münzerstrasse nicht zu ermitteln“, was durch Unterschriften bezeugt wird. Da der Absender auf dem Brief keine Angaben zu seiner Person vermerkt hatte, musste der Brief zur Ermittlung des Absenders durch die Kaiserliche Oberpostdirektion amtlich geöffnet werden.

Der auf der Verschlussmarke eingeprägte Text dokumentiert diesen Vorgang mit dem Wortlaut: „ZUR ERMITTELUNG DES ABSENDERS / AMTLICH ERÖFFNET / DURCH DIE / KAIS. OBER.- / POSTDIRECTION / DÜSSELDORF“ (Weileder 111b). Der Briefumschlag wurde mittels eines Schnitts geöffnet, den man durch die Klappe des Umschlags führte. Im Anschluss daran musste der Absender in einem zweiten Schritt anhand des Briefpapiers oder eindeutiger Angaben im Brieftext ermittelt werden. Das Ergebnis dieser Prüfung wurde in roter Tinte an einer Schmalseite vermerkt. Im konkreten Fall schrieb der Beamte: „Abs[ender] Freiherr von Vittinghoff / gen. Schell“ und notierte zudem einen Zusatz zur Identifikation der Person. Letzterer kann als Husaren Regiment Kaiser Franz Josef von Österreich, König von Ungarn (Schleswig-Holstein) Nr. 16 gedeutet werden. Bevor die Sendung dem ermittelten Absender, bei dem es sich um den Philatelisten Franz Reinhard Freiherr von Vittinghoff-Schell handeln könnte, zurückgegeben werden konnte, musste der Umschlag jedoch wieder verschlossen werden. Hierbei kam eine schwarze Verschlussoblate (Weileder 111b) zum Einsatz, deren Verwendung auf Anordnung der OPD Düsseldorf infolge der aus Anlass des Todes von Kaiser Friedrich III. noch am 15. Juni 1888 proklamierten Staatstrauer erfolgt ist.

Andreas Uhr, Hamburg
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