Randspieße und Randquetschdrucke werden schon im MICHEL-Handbuch-Katalog „PFENNIGE“ auf Seite 59 schematisch abgebildet und bewertet. Sie sind auf mangelhaft entfernte Grate bei der Herstellung der Druckplatten zurückzuführen.

Die Randspieße kommen auf den Freimarken zu 3 und 5 Pf. vor und dabei weitaus am häufigsten auf dem 3-Pf.-Wert.

Die Spieße zeigen sich meist als kleine Striche oder gepunktete Flächen und bilden in stärkeren Abdrucken auch Winkel. Seltener findet man – dann meist seitlich und unten – durchgehende oder teilweise unterbrochene Linien.

Die Randquetschdrucke bzw. Doppelkonturen kommen fast ausschließlich bei den 10- und 20- Pf.-Marken vor.

Neben diesen Erscheinungen gibt es jedoch noch andere Abdrucke außerhalb des Markenbildes an den Rändern von Marken bzw. auf anhängenden Zwischenstegen.

Bei diesen Abbildungen sind auf dem Markenrand oder auf dem Zwischensteg farbige waagerechte Linien in unterschiedlichen Breiten zu erkennen. Dabei dürfte es sich um Abdrucke von Blindmaterial handeln. Als Blindmaterial bezeichnet man das nicht druckende Material einer Druckform im Bleisatz. Es sind nichtschrifthohe und damit nicht druckende Teile des Satzes bzw. der Druckplatte, die je nach Funktion als Ausschluss, Quadrate, Stückdurchschuss, Regletten und Stege bezeichnet werden. Dabei sind die letztgenannten Stege Füllstücke in Form von kleinen Metallplatten aus Letternmaterial, die größere Leerräume füllen.

Solche Leerräume haben wir bei den Bogen der Freimarken Mi.-Nr. 31-52 – wobei die gezeigten Besonderheiten auf Krone/Adler-Marken nicht mehr vorkommen – in Form der mittig durch die Bogen laufenden Zwischenstege. Die Fläche dieser Stege lag tiefer als die oben und unten angrenzenden Markenklischees. Um einerseits die Druckform sicher schließen bzw. genügend fest spannen zu können und um andererseits spätere Mängel beim Druck zu vermeiden, mussten diese Flächen ausgefüllt und gleichzeitig in der Höhe angepasst werden, d. h. sie mussten etwas unterhalb der Höhe der Klischees liegen, um nicht als farbiger Block mitgedruckt zu werden. Dies geschah mittels Stegen in entsprechender Größe, welche sich jedoch vermutlich manchmal etwas hochdrückten und damit Teile von ihnen auf den Marken oder Zwischenstegen abgedruckt wurden.

Sehr schön zeigt sich der Abdruck solchen Blindmaterials auf den Zwischenstegen der 3- bzw. 10- Pfg.-Marke als waagerechter bzw. senkrechter Strich.

Auch auf Marken der Freimarken-Ausgabe PFENNIG bzw. auf ihren Zwischenstegen finden sich Abdrucke der vorgenannten Art.

Striche auf dem Rand der Marke sind hier allerdings sehr selten. Striche bzw. Punkte in unterschiedlicher Form fanden sich bei den anschließend abgebildeten Marken.

Bei den folgenden Bildern ist der Abdruck gleich oder nahezu gleich. Alle drei Marken tragen Stempelabdrucke von Ende Mai bis Anfang August 1881.

Nicht alle farbigen Abdrucke auf den Rändern oder Zwischenstegen beruhen auf den vorstehend beschriebenen Ursachen. Die identischen Keile auf dem rechten Rand der nachstehend abgebildeten 10-Pf.-Marken lassen sich damit nicht erklären. Hierfür war wahrscheinlich ein vorübergehend auf der Druckplatte aufgelegener Fremdkörper verantwortlich.

Abdrucke in Markenfarbe auf einem Zwischensteg bzw. auf der unteren rechten Ecke der Marke zeigen die beiden folgenden Abbildungen. Dabei handelt es sich ebenfalls nicht um Abdrucke der eingangs beschriebenen Art. Bei genauer Betrachtung zeigt sich nämlich, dass es sich bei dem Abdruck auf dem Zwischensteg um eine schräge, kopfstehende obere Ecke des Markenbildes vom Kronenband bis einschließlich der Rosette handelt. Der Druck auf der Ecke der 20-Pf.-Marke zeigt eindeutig ein Teilstück einer oberen Rosette. Bei diesen Drucken dürfte es sich um Abklatsche handeln, die beim Transport von noch feuchten Druckbogen durch Bogenumschlag oder anderweitiges Drehen eines Bogens entstanden sind.

Manfred Wiegand, wiegand.manfred@web.de