Von Paketkarten der genannten Art habe ich schon in den Folgen 146, 147 und 213 Beispiele gezeigt. Dabei handelte es sich um Stücke, die mit PFENNIGE- bzw. PFENNIG-Marken frankiert bzw. in einem Fall wegen bestehender Portofreiheit unfrankiert waren. Heute möchte ich eine Paketkarte aus der Krone/Adler-Zeit zeigen.
Das Gewicht des zu der Karte gehörigen Paketes betrug 1/2 kg, die Entfernung von Magdeburg nach Friedrichsruh war größer als 10, nämlich 24 Meilen. Also betrug das Paketporto 50 Pf. Daneben war die Einschreibgebühr von 20 Pf. zu entrichten. Paketkarte und das Paket selbst waren als „Einschreiben“ zu kennzeichnen, was hier zwischen Inhaltsangabe und Adresse geschehen ist. Links oben steht ein blaues „B“, welches es als „Beutelstück“ auswies. Pakete mit geringem Gewicht und/ oder von geringer Größe wurden wegen der größeren Verlustgefahr in besonderen Beuteln befördert. Zur Kenntlichmachung war das Wort „Einschreiben“ rot zu unterstreichen und die Karten mit einem roten Wertpaketzettel zu bekleben. Warum wir keinen Einschreibzettel sehen, hatte ich in den o. a. Folgen schon beschrieben.
Das Besondere an dieser Karte ist neben der Seltenheit als Poststück der Adressat. Es handelt sich um „Sr. Durchlaucht den Fürsten von Bismarck in Friedrichsruh“. Kaiser Wilhelm I. hatte seinem Kanzler Otto von Bismarck den lauenburgischen Sachsenwald – ein Waldgebiet südoÅNstlich von Hamburg – aus seinem Besitz als Herzog von Lauenburg zum Zeichen der Anerkennung für den Sieg über Frankreich und zum Dank für seine Verdienste im Hinblick auf die Reichsgründung 1871 als Dotation geschenkt. Der Reichskanzler, der bis dahin privat seine Güter in Schönhausen und Varzin bewohnt und bewirtschaftet hatte, ließ daraufhin in dem kleinen Ort Friedrichsruh im Sachsenwald ein Jagdhaus zum Herrenhaus ausbauen. Dort wohnte er bis zu seinem Tod 1898.
Rückseitig befindet sich die Quittung des Empfängers – wobei der Reichskanzler natürlich nicht selbst unterschrieben hat – ein Ankunftsstempel von FRIEDRICHSRUH und eine rote „5″ für das Bestellgeld. Bemerkenswert ist, dass die Zustellung innerhalb weniger Stunden erfolgte. In Magdeburg wurde mit der Uhrzeit 12-1N. gestempelt, die Ankunft in Friedrichsruh war am gleichen Tag abends zwischen 7-8N., wobei allerdings die Beförderung aufgrund von Bahnlinien über Hannover schnell vonstatten gehen konnte.
Interessant ist letztlich auch der Vermerk „In verschlossener Tasche bestellen“. Das lässt darauf schließen, dann man aufgrund der geringen Größe des Paketes kein Verlustrisiko eingehen wollte und Post an den Fürsten von Bismarck mit besonderer Sorgfalt zugestellt wurde.
Beim Ankunftsstempel FRIEDRICHSRUH 31/3 91 dürfte es sich um einen normwidrigen Normstempel der Gruppe III/17 nach dem MICHEL Stempel-Handbuch handeln, denn nach dem Handbuch der Nachverwendeten Altdeutschland-Stempel von Peter Feuser wurde der Preußen-Stempel mit der Bezeichnung FRIEDRICHSRUHE bis in die PFENNIGE-Zeit hinein verwendet (Preußen Nr. 1051). Ein Normstempel mit Sternchen der Gruppe III/1 von Friedrichsruh liegt mir erst ab 1896 vor.
Insgesamt sind nun aus dem Zeitraum 1875-1900 acht frankierte Paketkarten zu eingeschriebenen Paketen bekannt: Eine aus der PFENNIGE-Zeit, vier aus der PFENNIG-Zeit (dabei eine von Anfang 1890 mit einer Mischfrankatur PFENNIG-Krone/Adler) und drei aus der KRONE/ADLER-Zeit.
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