Mit Wirkung vom 1. Januar 1872 wurden für den Postverkehr innerhalb des Deutschen Reiches „Correspondenzkarten mit bezahlter Rückantwort“ eingeführt. Die ersten Formulare waren überschrieben mit „Deutsches Reichspostgebiet“, getrennt durch die Abbildung eines Adlers. Darunter standen auf der Fragehälfte die Worte „Correspondenz-Karte“ und darunter „Rückantwort bezahlt“, auf der Antworthälfte ebenfalls „Correspondenz-Karte“ und die Worte „Bezahlte Rückantwort“. Die Bestellung entsprechender Vordrucke oblag den Oberpostdirektionen. Daher haben wir verschiedene Adlertypen und teilweise unterschiedlich angeordnete Texte am Unterrand der Karten.

Von den Antwortkartenformularen gab es insgesamt 11 verschiedene. Sie wurden, wie die einfachen Karten auch, postseitig mit Marken beklebt verkauft, und zwar bis Ende 1872. Mit der Einführung der Ganzsachenpostkarten ab 1. Januar 1873 entfiel diese Dienstleistung. Im Postamtsblatt vom 15. April 1877 (ABl. 23/1877, S. 113ff.) wurde eine Änderung der Postordnung bekanntgegeben, die auch Postkarten betraf. In einer Erläuterung hierzu auf Seite 120 wurde verfügt, dass „ungestempelte Formulare zu Postkarten mit Antwort von den Postanstalten an das Publikum nicht mehr zu verabfolgen sind. Die vorhandenen Bestände können zum Schriftwechsel der Verkehrsanstalten untereinander in den geeigneten Fällen verwendet werden“.

Wenn also während der Laufzeit der Freimarkenausgabe PFENNIGE noch gut 2¼ Jahre lang solche Vordrucke verkauft wurden, so hatten sie nach Einführung der Ganzsachen ab Anfang 1873 doch sehr stark an Bedeutung verloren, so dass es heutzutage schon nicht leicht ist, solche Formblätter mit Pfennige-Marken zu finden.

Umso erstaunter ist man, wenn man einen Vordruck findet, der im April 1891 verwendet wurde und eine Krone/Adler-Marke trägt. Es handelt sich um den Antwortteil der Karte Nr. 4 mit dem Adler Nr. 9 laut dem Postkartenhandbuch von Herrn Hanspeter Frech, 2. Auflage, S. 492. Karten in dieser Form wurden in Schlesien ausgegeben. Der Stempelort GOTTESBERG war ein Postamt III. Klasse in der OPD Breslau. Die Karte wurde im postalischen Innendienst verwendet, wie es im Amtsblatt von 1877 auch zugelassen war. Aber normalerweise handelt es sich dabei um unfrankierte Postsachen. Hier wurde das Formular jedoch als Zeitungssache verwendet und zur Verrechnung der für das Bestellschreiben erhobenen Gebühr mit einer 10-Pf.-Marke beklebt. Frech, a.a.O. Seite 518, zeigt als späteste Verwendung eines Antwortkartenformulars den Januar 1893, wobei es sich allerdings um zwei philatelistisch beeinflusste Karten handelt. Ansonsten finden sich nur Bewertungen für Karten mit der 5 PFENNIGE Mi.-Nr. 32, also bis etwa 1880. Da es sich bei der hier gezeigten Karte aus dem Jahr 1891 um ein Bedarfsstück handelt, verdient es als Spätverwendung sicher besondere Beachtung.

Manfred Wiegand, wiegand.manfred@web.de