An Kaiser und Könige gerichtete Briefe wurden in der Regel archiviert und fanden nur selten ihren Weg in Sammlerhand – wenn doch, so handelt es sich zumeist nur um den Umschlag oder, wie im vorliegenden Fall, die Hülle eines Faltbriefs und nicht um den Brief als solchen.

Zum Briefinhalt lässt sich somit wie gewöhnlich nichts sagen.

Aufgegeben wurde der Brief am 25. April 1877 in Assel, einem Dorf im Regierungsbezirk Stade, wo die Entwertung der 10 Pfennige-Marke durch den Abschlag eines SCHILLING-Übergangsstempels [II/4/3] erfolgte. Gerichtet war der Brief laut Angabe der Adresse zu Berlin an:

S[seine]r Majestät
dem Kaiser von Deutschland und König
von Preußen Wilhelm den I[.]

Wilhelm I. (* 22. März 1797 als Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen in Berlin; † 9. März 1888 ebenda) aus dem Haus Hohenzollern war seit 1858 Regent und seit 1861 König von Preußen, ab 1866 Präsident des Norddeutschen Bundes sowie ab 1871 erster Deutscher Kaiser.

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 hatte er den Oberbefehl über die gesamte Armee, befehligte selbst bei Gravelotte und bei der Schlacht bei Sedan.

Mit der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles, nahm Wilhelm zur Krone Preußens den Titel eines Deutschen Kaisers an und versprach, „allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung“.

Dass der Brief am darauffolgenden Tag bei Hofe eingegangen ist, belegt der auf der Rückseite abgeschlagene Stempel Berlin C. Cabinets-Postamt [KBHW 63]. Wer den Brief schrieb, ist nicht bekannt.
Ein Absender ist nicht angegeben.

Andreas Uhr, Hamburg
uhrdresden[at]aol.com