Kuriose Dinge, die als Postkarte verschickt worden sind, gibt es einige. Neben Streichholzschachteln, die an dieser Stelle bereits Gegenstand mehrerer Beiträge waren, gehören hierzu auch Bierdeckel, die oft in geselliger Runde als Kartenersatz herhalten mussten. Das vorliegende Beispiel dürfte das Produkt einer möglicherweise „studentischen Bierlaune“ sein.

Der Bierdeckel mit dem handschriftlichen Vermerk Deutsche Reichspost Postkarte ist als solche mit einer 5-Pfennig- Marke der Krone/Adler-Ausgabe (Mi.-Nr. 46 c) für eine Inlandssendung korrekt frankiert. Gerichtet ist sie an Herrn Emil Quosig Landau Pfalz Paradeplatz. Die Entwertung erfolgte am 24. Mai 1899 morgens zwischen 6 und 7 Uhr durch den Gitterbrückenstempel Frankfurt * (Main) 9n.

Der Bierdeckel dürfte somit am Abend des 23. Mai 1899 als Ersatz für eine Postkarte gedient haben. Er trägt eine Federzeichnung, die als Felsenpartie am Adriatischen Meer bezeichnet ist. Darunter schließt sich ein in Tinte geschriebener Text mit folgendem Wortlaut an:

An den heimischen Gestaden gelandet; grüsst Sie Wilh. Otte (Halef Pascha).

Entlang der Felsenpartie sowie am unteren Rand des Bierdeckels haben weitere Personen mit Bleistift unter ihrem Spitz- oder Verbindungsnamen unterzeichnet. Teil dieses orientalisch anmutenden Kreises waren: Achmed, Heassan, Murad, Wuckhardt, Scheich Abdul I.

Verbunden wurde dieser Gruß mit einer in Bleistift hinzugefügten Bitte. Sie lautet: Bitte schreiben Sie, ob [getreu] Sie kommen. Aus dieser Notiz ist zu schließen, dass man sich in diesem Kreis offenbar regelmäßig zu einer fixen Zeit an einem konkreten Ort traf, wie es noch heute bei Stammtischen üblich ist.

Andreas Uhr, Hamburg
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