Die hohen Nominalen einer Freimarkenausgabe, worunter wir insbesondere die 25- und die 50-Pf.- Marken verstehen, wurden insbesondere in kleinen Orten, die in der Regel nur Postagenturen hatten, relativ wenig benötigt, weil die Sendungsarten und Versendungsformen, die solche Freimarken erforderten, von den Postkunden aus dem Ort wenig nachgefragt wurden. Daher saßen die betreffenden Postanstalten dann recht lange auf einmal gelieferten Beständen. Augenfällig wird das heute, wenn wir den Wechsel zwischen zwei Serien betrachten. Bei Portosätzen von 30 bis 45 Pf. und ab 55 Pf., also bei solchen, die Mischfrankaturen verschiedener Werte erforderten, findet man dann auf den Belegen für eine recht lange Zeit kleine Wertstufen der neuen in Kombination mit 25ern und 50ern der alten Ausgabe. Für diese Erscheinung wurde der Begriff der „Verwendungsverschleppung“ geprägt.

Nun sollte man annehmen, dass sich diese Verschleppung des Aufbrauchs auf die genannten Wertstufen beschränkte, denn die übrigen Nominalen von der Dreier bis zur Zwanziger wurden alle recht häufig benötigt. Aber wenn man die registrierten Mischfrankaturen verschiedener Ausgaben betrachtet, stellt man fest, dass auch die 20-Pf.-Marken der jeweils alten Ausgabe davon betroffen sind. Das verwundert schon, denn dieser Wert wurde häufig benötigt, z. B. für Inlandsbriefe der 2. Gewichtsklasse und für Auslandsbriefe der 1. und 2. Gewichtsklasse, aber auch bei den vielen Ergänzungsvarianten von Einschreiben, Wertbriefen, Nachnahmen, Postanweisungen, Paketen usw. und hätte demzufolge recht schnell aufgebraucht sein müssen. Aber wir finden z. B. die 20- PFENNIG-Marke Mi.-Nr. 42 des Öfteren lange bis in das Jahr 1890 hinein, während die Anzahl von 20-Pf.- Krone/Adler-Marken aus den letzten Monaten des Jahres 1889 und dem 1. Halbjahr des Jahres 1890 nicht so häufig ist.

Die beiden Möglichkeiten von 30-Pf.-Frankaturen mit den beiden genannten Zwanzigern zeigen ich hier:

Das Einschreiben oben mit der 10 Pf. Mi.-Nr. 47 und der 20 Pf. Mi.-Nr. 42 ist die häufige Kombination. Sie ist beliebt, aber für den Mischfrankatursammler auch leicht zu finden.

Wer jedoch die Mischung auf dem unteren Einschreiben mit der 10 Pf. Mi.-Nr. 41 und der 20 Pf. Mi.-Nr. 48 haben möchte, muss lange suchen. Von dieser Variante habe ich in über 30 Jahren lediglich fünf Stück registrieren können. Es sind dies eine Postzustellungsurkunde, ein eingeschriebenes Muster ohne Wert ins Ausland, ein Inlandswertbrief und zwei Inlandseinschreiben.

Manfred Wiegand wiegand.manfred@web.de