Neben dem Münsteraner Packkammerstempel und dem Stempel der Postamts-Zeitungsexpedition aus Münster gibt es nur noch einen weiteren Stempel aus der Werkstatt des Julius Klaucke aus Solingen, welcher auf der PFENNIGE-Ausgabe 1875 und später nicht mehr vorkommt. Es ist derjenige aus Bärwalde in Pommern. Bei den beiden Stempeln aus Münster handelt es sich um Innendienststempel, welche auf Freimarken nicht vorkommen, während der Stempel aus Bärwalde ein Aufgabestempel war. Wer beim Sammeln der Klauckestempel Vollständigkeit anstrebt, wird diesen also auf Brustschildmarken nehmen müssen, sofern man seiner überhaupt habhaft werden kann. 

Die Erfassungsliste für die 1. Auflage des Klaucke-Stempelhandbuches 1987 weist nur einen einzigen Eintrag aus. Dort ist ein Abschlag auf einer
½-Gr.-Postkarte P 1 vom 10.10.1874 vermerkt. Nur wenige Daten kamen hinzu, heute haben wir als Verwendungszeitraum aber immerhin Abschläge vom 17.1.1872 bis 17.10.1874 notiert, meist auf Briefstücken mit Brustschildmarken. Vom 31.12.1872 existiert ein unfrankierter Wertbrief. 

Kürzlich wurde ein frankierter Brief angeboten, und zwar die Brustschildganzsache 1 Gr. rosa, Mi. U5 A II, auffrankiert mit zwei Exemplaren der
2-Gr.-Marke ultramarin, Mi.-Nr. 20, in der Verwendung als Wertbrief. Das Gesamtporto von 5 Gr. ist tarifgerecht, denn ab 1.1.1874 betrug die Beförderungsgebühr für Wertbriefe bei einer Entfernung von über 10 Meilen = 4 Gr., hinzu kam eine Versicherungsgebühr von ½ Gr. je 100 Taler, mindestens jedoch 1 Gr. 

Manchmal muß man Geduld haben. Ich habe etwas mehr als 30 Jahre warten müssen, bis ich diesen Stempel vor einigen Tagen meiner Sammlung der Klauckestempel als weiteres i-Tüpfelchen beifügen konnte. 

Bei dieser Gelegenheit fiel mir folgendes auf: Der Klauckestempel trägt in der zweiten Zeile die Inschrift „i. POM.“. Im MICHEL-Handbuch KLAUCKE-Stempel, welches als aktuelle 4. Auflage von 2004 vorliegt, ist u. a. auch der vermutliche Nachfolgestempel des Klauckestempels abgebildet. Er ist uns mittlerweile vom Februar 1880 bis zum März 1888 bekannt. Während beim Klauckestempel ein kleines „i.“ zu sehen ist, handelt es sich beim „I“ des Nachfolgers nicht um einen Kleinbuchstaben „i“ zwischen BÄRWALDE und POM., wie im Handbuch abgebildet, sondern um einen kleiner ausgestalteten Großbuchstaben „I“. 

Weiterhin befindet sich über dem „M“ von „POM.“ ein waagerechter Verdoppelungsstrich, was auf dem seinerzeit vorliegenden Abdruck vom 30/4 81 nicht erkennbar war, da das „M“ zu weit am rechten Markenrand abgedruckt ist. 

Man muß also immer wieder genau hinschauen und sei es, um die Abwesenheit eines i-Tüpfelchens festzustellen! 

Manfred Wiegand, Göttingen