Die Stempel mit dem Großbuchstaben „V.“ wurden ursprünglich in der Stadt Berlin eingesetzt, um Verzögerungen bei der Bestellung von Postsendungen zu dokumentieren.

Auf der hier gezeigten Ganzsachenkarte ist dieser „V.“-Stempel als Entwertung des Wertstempels verwendet worden. Auch hier handelt es sich offensichtlich um eine Verzögerung, da, wie auf der Karte vermerkt wurde, sich dieselbe in einem Kreuzband (Streifband) verfangen hatte und nicht korrekt zugestellt werden konnte. Sehr wahrscheinlich stammte die Kreuzbandsendung aus Frankfurt/Main, da die Karte an einen Empfänger in Frankfurt gerichtet war und die Ortsbezeichnung mit „hier“ angegeben wurde.

Der Stempel des Verlages Julius Springer aus Berlin auf der Postsendung lässt sich nur so erklären, dass das Streifband, in dem die Karte steckte, an eben diese Fa. Springer gerichtet war und die Fa. Springer beim Posteingang bemerkte, dass die Karte nicht für sie bestimmt war und diese dem Postboten wieder mitgab. Beim Postausgang wurde wie auf allen anderen abgehenden Sendungen der Absenderstempel angebracht. Der Postbote vermerkte den Grund für die Verzögerung und entwertete den ungestempelt gebliebenen Wertstempel mit dem „V.“-Stempel. Am nächsten Tag wurde die Karte korrekt an den Instrumentenmacher Kessler in Frankfurt zugestellt.

Dirk Schmietendorf