Stundenstempel zur Normzeit ?


Für größere Postämter mit bedeutendem Briefverkehr waren bei Preußen ausdrücklich Stempel mit feststehenden Stundenzahlen zugelassen (so Marbach: Postdienstinstruktion 1863, zuletzt wohl: PDI 1872). Somit war statt eines Stempels ein mehr oder weniger großer Satz gleichartiger Stempel im Gebrauch:

Die Stempel unterscheiden sich nur geringfügig; hier unter anderem gedankliche Verlängerung des mittleren E-Strichs beim linken Stempel unter A-Querstrich, beim rechten darüber.

Normstempel mit festen Stundenzahlen waren bisher nicht bekannt geworden. Beim Archivieren der Aptierungen fiel mir nun folgendes auf:

Vom Antiquastempel Halle A/S. 1 ì c gibt es (bisher) nur die Uhrzeiten 11-12, 12-1 und 4-5.Neugierig geworden kontrollierte ich die Groteskstempel von Halle A/S. 1 ì c. Und siehe da, hier gab es nun folgende Uhrzeiten: 8-9, 3-4, 5-6, 6-7, 7-8A.

Der bisher früheste Abschlag einer Aptierung liegt mit dem Groteskstempel 5-6 vom 25.06.75 vor, der letzte nicht aptierte 9-10 vom 03.06.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Stempel Halle A/S. 1 ì c (antiqua oder grotesk) aufgrund des obigen Befundes in Wirklichkeit ein Satz von Stundenstempeln ist, der sich aus 3 Antiqua- und 5 Groteskstempeln zusammensetzt. Dazwischen liegende Uhrzeiten sind bisher nicht belegt bzw. nicht aptiert.

Und so gibt es ihn doch, den Stundenstempel aptiert als Normstempel!

Friedhelm Jung