Eine schöne Albumseite


Vor einiger Zeit fiel mir beim Durchsehen von Belegen ein Stempel mit der ungewöhnlichen Bezeichnung „KELLINGHUSEN B.“ auf und die Karte wanderte in das Fach für ungeklärte Stempel. Und wiederum nach ein paar Wochen blätterte ich in alten NDP-Rundbriefen und stieß auf den Artikel

„KELLINGHUSEN B. – Dritte Hilfspostanstalt während des Krieges 1870/1871“ (Rundbrief Nr.50).

Im Barackenlager Lockstedter Heide waren im Frühjahr 1871 um die 5.000 französische Kriegsgefangene untergebracht und wegen der postalischen Versorgung auch eine Hilfspostanstalt, ausgerüstet mit eben diesem Stempel. In der Folgezeit wurde der Stempel immer wieder dann aktiviert, wenn in der Lockstedter Heide Manöver abgehalten wurden; so auch am 27.7.75, als Karl Strauß von seiner Schwester aus Schwerin diese Karte erhielt.

Auf der Arge-Tagung fand ich nun eine Karte mit dem Nachfolgestempel, die ein Stabsarzt aus dem Feldlazarett an seine Frau in Parchim schrieb. Es scheint so, dass Mecklenburger Einheiten regelmäßig Manöver in der Lockstedter Heide ausrichteten und zu diesen Zeiten stets ein Postamt im Barackenlager eingerichtet wurde.

Und nun zu den Stempeln. Der Einkreisstempel Kellinghusen B. wurde ab 1871 eingesetzt und ist somit ein Übergangsstempel der Stempelgruppe II. Sein Nachfolger, der Rechteckstempel Kellinghusen Lockstedter Lager wurde nach dem 1.7.1875 eingeführt und ist daher ein Normstempel der Stempelgruppe III. Und weil der Stempel keine Normsternchen trägt, wird er unter dem Begriff Normwidrigie Stempel geführt.

Das ist doch wirklich eine schöne Albumseite.

Friedhelm Jung